Ich gehe mal auf Thilo Kühnes Post ein:
Ich meinerseits möchte ergänzend hinzufügen, daß intuitiv am Pfingstmontag, ein hohes Tornadopotential dargestellt wurde. Estofex hatte uns in Ostsachsen auf Level 2 gesetzt und damit mutig "geforcasted". Einige von uns haben die Entwicklung der von Nordwesten hereinziehenden Zellen aufmerksam beobachtet im vollen Wissen, welches Potential in der Region herrscht.Thilo Kühne hat geschrieben:Hallo Bärenfänger,
in Deutschland treffen drei Probleme diesbezüglich unmittelbar aufeinander... zwei davon zu lösen wäre vielleicht nicht das Problem, aber das Dritte durchaus.
1. Es wird vor Tornadopotential gewarnt (äquivalent der US-amerikanischen Tornado Watch), aber eine explizite Direktwarnung vor dem Ereignis, wenn es ausgelöst wurde und bereits vorhanden ist bzw. Anzeichen darauf hindeuten (äquivalent des US-amerikanischen Tornado Warning), gibt es bei uns nicht direkt. Um explizit vor Tornados warnen zu können kommt Punkt 2 ins Spiel.
2. Noch zu wenig aktive Chaser am Ort des Geschehens.
3. Warnweitergabe bzw. -ausgabe der Wetterdienste erreicht zwar recht zeitnah die angebundenen FFs der Gemeinden, aber nicht direkt Privatpersonen. Hier müsste TV und Radio die Warnungen quasi live übernehmen und einblenden bzw. das laufende Programm (Radio) unterbrechen. Bei staatlichen Medien wär das durchsetzbar, aber bei privaten Medien entscheiden die Medien selbst ob so etwas zur Senderstrategie gehören soll oder nicht. So bestünde immer die Gefahr, dass viele Menschen von einer Bedrohung, auch bei Tornadowarnungen, nichts davon mitbekommen.
viele Grüße,
Thilo
PS: ich würde darum sehr bitte, dieses Thema nicht hier in dieser Topic zu besprechen... ggf. dafür im entprechenden Board eine Topic dazu einrichten. Danke.
Mir absolut unverständlich ist es, daß unsere sächsischen Radiosender (MDR, RTL) in ihren Wetterberichten erst ca. 10-11 Uhr überhaupt Gewitteroptionen in ihre redaktionellen Ergüsse für die Bevölkerung reingenommen haben. Dabei hatten wir in unseren Diskussionen schon Tage vorher eine gewisse Brisanz, vor allem aber Potential für den Pfingsmontag "geortet".
Frage: Warum bringen DWD und Meteomedia, welche die Sender ja füttern dieses Potential nicht klarer an den Mann, sprich die Medien?
Die UWZ hatte ab ca. 13 Uhr Akutwarnungen für die Regionen draussen, der DWD versendete seine Warnungen gegen 15:45 per email, als unsereins schon lange das Hook im Visir hatte und den Atem anhielt.
Frage: Warum dieses Zögern, diese zeitliche Diskrepanz zwischen den beiden großen Diensten?
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, daß der DWD erstmalig für den 1.8.2008 am Vortag eine amtliche Unwetterwarnung vor Tornados rausgab. Ich habe in mich reingrinst, wie die Radiomoderatoren ganz verblüfft diese Meldungen weitergaben und "analysierten" daß es ja ach so ungewöhnlich bei uns sei. Passiert ist am 1.8. damals außer etlichen Hagelschäden nix, aber das Potential war da, eine gewisse Sensibilisierung der Bevölkerung und Medien aber auch.
Sicher dürfen die Warnungen nicht inflationär ausgegeben werden, weil sie sonst unglaubwürdig werden, wenn nix passiert, das Risiko besteht immer, wenn es um Extreme geht und diese nicht eintreffen (bestes Beispiele ist aktuell Daisy gewesen).
In Sachsen und Brandeburg sind die alten Sirenen, welche (nach 2002) in jedem noch so kleinen Nest wieder gangbar gemacht wurden, betriebsbereit vorhanden. 3 x Heulen ist Feuer, 3 Minuten auf - und abschwellend ist Atomalarm, das haben wir alle noch gelernt. Aber kann man darauf nicht aufbauen, vor Wetterextremen zu warnen. Ein Tornado wie der am Montag kommt, wenn im Warnmanagement kompetente und entscheidungsfreudige Menschen sitzen nicht mehr so plötzlich, wenn man den Mut hat, wie bei den Amis üblich, mit einer Vorwarnzeit von 3-5 Minuten die Sirenen in Gang zu setzen. Die Tschechen haben übrigens ein flächendeckendes Flüstertütensystem, welches vom Bürgermeisterbüro aus zu bedienen ist und die Bevölkerung neben Sirenentönen auch dorfweise mit Durchsagen warnen kann. Solche primitiv aber sehr effektiven Strukturen hätte ich mir am Flutmontag im August 2002 für die Täler in Sachsen gewünscht. In unserer Hightechwelt hat damals alles versagt, in Weesenstein (im Müglitztal allgemein, aber auch in den anderen Tälern) kamen die Flutwellen für die Bevölkerung, welche nicht am Radio saß absolut überraschend, obwohl wir Kilometer entfernt um das Potential wußten.
Ich denke, hier sind erstmal ein paar Sachen in den Ring geworfen, ich hoffe, das Thema wird mal ein bißchen aufgegriffen und vielleicht schaffen wir es, hier ein paar Impulse für die Sicherheit geben zu können. Vielleicht kann ja Sachsen sowas wie Pionierarbeit leisten, der Innenminister (dem das Katastrophenmanagement untersteht) ist ein zugänglicher Mensch und Realist, deshalb sehe ich gute Chancen, solange Großenhain noch "gärt" hier etwas zu bewegen, was u.U. sogar bundesweit einen Warnstandard bringen könnte.