Ich habe mich am Samstag den 4.Februar 2006 mit Michel Oelschlägel aus Bernsbach getroffen. Dies liegt ca. 20Km westlich von meinem Ort. Aufmerksam auf sein Interresse für dieses Hobby bin ich durch Martin Hubig geworden, der mir empfahl mich mit Ihm zu treffen und noch einmal ausgiebig und intensiv über dem 29.7.2005 zu diskutieren.
Durch diesem erfolgtem Treffen konnten wir nähere Erkenntnisse zu den Tornadofällen im Erzgebirge feststellen. Dadurch wollte ich und er noch einmal einen umfassenden Bericht zu diesem Thema erstellen.
Zuvor aber eine Karte, wo Bernsbach, Erlabrunn und Sehma liegt
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Fangen wir an mit dem 29.7.2005 gegen 19Uhr.
Es bildeten sich ab späten Nachmittag an immer wieder Konvektionszellen mit Unwettercharakter vor der eigentlichen Kaltfront, welche ich später Näher darauf eingehen werde.
Eine Zelle bildete sich an der Grenze zwischen Thüringen und Sachsen. Sie sollte Sachsen näher beeinflussen. Zu dieser Zeit war es drückend Schwül mit Temperaturen um 33°C. Unter diesen umständen entstand ein kräftiger Cumulus Nimbus, welcher rasch weiter anwuchs und ein immer besseres Erscheinungsbild zeigte. Er zeigte dann eine immer besser werdende Organisation an. Daraus entstand eine LP Superzelle mit Wallclouds. Typisch für einer Superzelle ist die Windscherung. Sie verließ zunehmend die Höhenströmung nach Rechts, welche auf den Radarbilder zusehen ist.
An den folgenden Niederschlagsradarbild erkennt man wie der Eisschirm zunehmend Richtung nördl. Sachsen zeigte, die LP-Superzelle aber in östl. Sachsen zog und sich bei Freiberg auflöste. Ein typisches Zeichen einer Superzelle.
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Hier nun Bilder von der Wallcloud, bzw. die Entstehung einer neuen Wallcloud und deren Absterben der alten. Außerdem sieht man schön den Hagelstreifen rechts im Bild. Außerdem sind die turbulenten Wolkenstrukturen gut zu erkennen.
(Bilder von Michel Oelschlägel)
Hier der alte Wallcloud

Hier der neue Wallcloud


Hier ein Bild das zeigt wie die fractus unter dem Wallcloud nach oben geraden.

gezoomt

Nun zu den Hagelgrößen. Sie erreichten eine Größe von bis zu 12cm!!!!!!!. Dadurch kam es zu ersten größeren Schäden. Vor allem rund um Auerbach nahe Stollberg kamen die größten Körner herunter. An Hand von den vorhandenen Fotos von Michel konnte man sehen wie ein großes Hagelkorn vielen kleineren entsprach. Leider sind auch diese Bilder nicht zur Verwendung freigegeben.
hier noch ein Link zu den Hagelgrößen im Erzgebirgsvorland von Martin Gräber:
http://home.arcor.de/student.martin/wet ... 9juli.html
Außerdem gab es schon größere Windgeschwindigkeiten in Richtung Auerbach, edit. Zwischen den genannten Gebiet liegen keine 4 Km auseinander. Dort lag sozusagen die Grenze zwischen starkem Hagel und schweren Orkanböen, ausgelöst durch einem Downburst. (jetzt als Tornado vertifiziert
Hier noch ein Bild von Mammatus, welche an der LP-Superzelle gebunden war.

Man konnte anhand der Bilder sehen, dass dies eine klassische LP Superzelle war. Denn:
Es gab keinen großen Niederschlag
Gab Hagelgrößen bis zu 12cm, typisch LP
Man konnte bloß von Glück reden das aus dieser Superzelle bzw. dem Wallcloud kein Tornado entstanden ist, denn er wäre bestimmt einer, einer größeren Größenordnung geworden!!!!!!!!
Nach dem Zerfall dieser Superzelle schossen weitere Konvektionszellen nach oben. Der Zerfall der Superzelle regte eine explosionsartige Entwicklung weitere Zellen an. Dies sieht man schön an Hand der Niederschlagsradarbildern. Es entstand sogar eine kleine Squalllinie über Leipzig welche aber dann mehr in einzelnen Zellen zerbröckelte.
Hier Squalllinie über Leipzig
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Hier wie sie in einzelnen Zellen zerbröckelte
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Nun zu der Squallinie welche uns gegen 23 Uhr erreichte
Die vielen Konvektionszellen sind mit ein wichtiger Indiz dafür das ein solch schwer Organisiertes Gewitter, welches dann später uns beschäftigten würde, entstehen konnte.
Schon in Bayern und Badenwürttenberg schlossen sich mehrere Superzellen zusammen. Schließlich ergab sich daraus ein kräftige Squalllinie. Anhand der Analyse von Infrarot Bildern und anderen Sat- Karten konnte man feststellen das dieses Gewittersystem ein MCC war. Außerdem erkannte ich und Michel das, dass komplette System Zyklonal rotierte.
Wenn man dies nennen darf kann man dazu ein zyklonal rotierents MCC System dazu sagen.
An den Radarbildern erkennt man außerdem schön wie das komplexe System die einzelnen Zellen mit einbeschlossen hat. Leider kann ich diese auch nicht zeigen.
Hier Radarbilder wo Zellen in Sachsen immer mehr eingeschlossen wurden.
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Durch einen Radarfehler von Stationen erkennt man erst hier die sehr stark ausgebrägte Squalllinie, welche bis weit nach CZ reichte (Copyright wetteronline.de)

Die nachfolgenden Bilder von diesem System sind von Michel aus Bernsbach gemacht worden. Da ich leider keine machen konnte
Das komplette System erreichte uns nun mit einer kräftigen Böenfront, welche die ersten Downburst Schäden brachte. Ich denke, wenn man dies am Tage gesehen hätte, würde sie viel mörderischer ausgesehen haben. Man konnte unmittelbar vor der Böenfront keine Blitze erkennen, sie verdeckte sie.
Danach setzte ins Bernsbach heftiger Starkregen ein und heftige Orkanböen durchschlugen den Ort. Die Blitzaktivität nahm dann stark zu, hier paar Foto´s:


So war dies Ereignis in Bernsbach.
Bei mir im Sehmatal war dies schon wieder ein klein wenig anders. Bei mir zog die Böenfront durch und es flogen die ersten Gegenstände durch der Gegend. Danach nahm der Sturm kurz ab. Ich fuhr los und blieb dann auf Grund des Durchzuges eines Tornados stecken. Außerdem war die Blitzrate extrem hoch, jede 2sek. ein Blitz in Bernsbach war die Blitzrate viel niedriger.
Wir vermuteten das es sich erst um ein Gustnado handelte. Er würde aus gelöst, wenn ein Teil der Böenfront auf den Boden reichen würde und es dann zu Verwirbellungen kommen würde, woraus durch aus ein Tornado entstehen kann. Dies konnte leider nicht bestätigt werden, da:
Zwischen Durchzug der Böenfront und Durchzug des Tornados min. 3 min vergangen waren. Außerdem zog dieses ganze System ziemlich schnell. So das es sich um einen Tornado handeln muss, welcher in einer eingelagerten Superzelle entstanden sein muss. Schließlich handelt es sich hierbei bei dieser Squalllinie in Bow Form um Zusammenschließung mehrer Superzellen, bzw. einzelnen Konvektionszellen.
Ein wichtiger Indiz dafür ist auch mit die topografische Lage unseren Gebietes. Denn:
Unserer Erzgebirgskamm war für dieses System wie eine Rampe. Zwischen Grenzübergang und Ostrov (CZ) liegen über 700 m Höhenunterschied. Im Egertal waren noch Temperaturen um die 33°C vor dem unmittelbaren Erscheinen der Front. Die warme und schwüle Luft wurde zum größten Teil durch ganz CZ vor sich hingezogen und erst am Erzgebirgskamm zum Aufsteigen gezwungen!! Schoss sozusagen den ganzen Kamm hinauf. Dadurch konnte sich quasi ein zyklonal drehender Aufwärtsstrom erstellen, welcher die Tornados in ASZ und ANA auslöste.
Auch die warme Luft in den Tälern, welche dort noch vorhanden war konnte als Energie genutzt werden.
Dies wäre wie in der Feuerwehr bei einem Flash Over es sammeln sich Entzündbare Gase an der Decke bis sie verbrennen und der gesamten Decke erstrecken und an der Wand wieder ansinken. Dieses Schema umgedreht würde den Erzgebirgskamm entsprechen nur halt als Feuchter und schwülwarmer Luft entsprechen, statt Gase.
Außerdem entstanden alle Tornadofälle kurz nach der Überquerung des Kammes, sowie die heftigen Downburstschäden ereigneten sich auch kurz nach der Überquerung des Kammes. Sobald es wieder Richtung Erzgebirgsvorland hinunter ging nahmen auch die Sturmschäden wieder ab, da Energie, welche dem Erzgebirgkammes hochgeschossen wurde „verbraucht“ wurde.
Deshalb sind solche Schäden auch nur im westlichen Erzgebirge aufgetreten , denn im Osten ist der Höhenunterschied viel geringer.
Man sollte sich auch nicht an der Windgeschwindigkeit in Zinnwald festhalten, denn wie Michel sagte, messen die in 30m Höhe die Windgeschwindigkeit die anderen Stationen messen nur in 10m Höhe, dann wäre auch in Zinnwald, in 10m Höhe, „nur“ 140Km/h registriert geworden.
Hier mal noch die Spitzenböen (Copyright wetteronline.de)

Und Regenmengen (Copyright wetteronline.de)

Nun haben wir die Entstehung des Systems und die Entstehung der Tornados geklärt.
Nun die Beweise die, die Tornados bestätigen könnten.
Wir fangen im LK Annaberg an.
Erst einmal möchte ich sagen das Sehmatal und Erlabrunn ca. 20Km Luftlinie auseinander liegen, da ich in einem anderen Thread auf Erlabrunn näher darauf eingehen werde.
Legende:
Weiße, roten Pfeile= Fallrichtung der Bäume
Schwarzer Pfeil = Zugrichtung des Tornados
Hier erst einmal eine Karte zur Orientierung der gesamten Tornados. Ich habe da alle eingezeichnet.
Gesamtkarte
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Und unterteile dies.
Teil1 Tornado Nr.1
Hier eine Karte zur Zugbahn des Tornados Nr.1 Er entstand kurz nach dem Fichtelberg und endete Ende Neudorf (Siehe Karte).
Karte1:
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Die Schneise des Tornados variiert ziemlich was man auf Bild 1 schön sieht. (eingezeichnete Pfeile Zugrichtung), deshalb Downburst eher unwahrscheinlich. Er legte eine Strecke von ca. 4km ab.
Foto 1

Hier Bilder, welche von der Zugbahn des Tornados 50-100m westlich liegen, außerdem einheitliche Fallrichtung der Bäume und ziemlich großflächig. Deshalb eher ein Downburst neben der Tornadoschneise.
Foto 2

Hier zog der Tornado wieder leicht in dem Waldrand hinein und über diesem Feld entlang und beschädigte das Haus (Augenzeugen bestätigen den Tornadoindiz).
Foto 3

Foto 4

Foto 5

Foto 6

Foto 7

Hier zeichne ich die Fallrichtung der Bäume an Hand eines vorhanden Fotos ein, welches aber Urheberrechtlich ist.
Foto 8

Außerdem ist die Schneisenbreite relativ gleich.
Teil2 Tornado Nr.2
Hier erst einmal eine Karte welche zeigt wo er entstanden ist und sich auflöste.
Er entstand Ende Neudorf und zog bis nach Sehma, wo er sich Ortsausgang auflöste.
Er ist auch durch Augenzeugen bestätigt worden. Ich kann den Tornado auch zu 80% bestätigen. Er hat eine Länge von bis zu 6km abgelegt.
Karte2:
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Ich möchte einmal ein Schadensbild zeigen was kurz nach der Entstehung ist, sowie die Fallrichtung an Hand eines vorhanden Fotos, welches nicht veröffentlicht werden darf.
Foto 9

Hier sind Schadensbilder an seiner höchsten Intensität. Er muss aber zu vor schon höhere Intensität gehabt haben, denn auf dem Kreuz in dieser Karte wurde ein Dachstuhl eines Hauses leicht hochgerissen, man sieht auch noch eindeutig einen Spalt welcher bis zu 40cm groß ist und nach hinten abnimmt, außerdem sind Scheiben nach außen zu Bruch gegangen.
Nun die Fotos der höchsten Intensität
Foto 10

Foto 11

Foto 12

An den folgenden Foto´s sieht man schön wie der Tornado langsam an Boden Kontakt verliert (kurz vorm auflösen).
Hier ein Foto von relativen Bodenkontakt
Foto 13

und hier 40m von dem vorhergehenden Foto entfernt, „nur noch abgeknickte Kronen und Äste.“
Foto 14

Teil3 wahrscheinlich Tornado Nr.3
Hier wieder eine Karte des Tornados Nr.3
Karte 3:
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Es entwickelte sich an der Richterstraße zog durch den Gemeindewald und dem Prager Wald, über der B95 hinweg, bis nach Königswalde und löste sich erst dort auf.
In Königswalde muss es auch ein Tornado gewesen sein, denn in einem MDR Beitrag zeigten sie Tornadoindizien aus Königswalde welche mir Michel an Hand des Videos schon einmal bestätigte.
Nun die Bilder
Gemeindewald
Foto 15

Foto 16

Foto 17

Prager Wald
Foto 18

Foto 19

Foto 20

Dies war der Teil mit dem Sturmereignis im LK Annaberg. Zu der Intensität lasse ich später Forstexperte noch einmal etwas dazu schreiben, da er sich damit besser auskennt.
Auf den Bildern ist schön zu sehen, das es bei Tornado Nr.1 neben der Tornadoschneise auch zu Downburstschäden neben des Tornados gekommen ist, was man schön auf dem Foto2-4 schön erkennt, das selbe System trat auch in Erlabrunn auf, wo es neben der Tornadoschneise auch zu schweren Downburst gekommen ist. Auch in Sehmatal gab es noch Downburstschäden, welche aber im unteren Bereich sind und ich nur als normale Sturmschäden benennen möchte.
@Forstexperte:
hier das Foto, welches du größer haben wolltest. Es ist das Foto 38.
Abrufbar unter http://bm.srv2.bitcams.de (Dateiname Martin)
Ich hoffe euch hat’s gefallen
Lg Bernd