wie erwähnt waren mein Wetterkollege Johann und ich heute noch einmal in Affing und Gebenhofen um dort die Schäden bei Tageslicht zu dokumentieren. Erst dort wurde das unfassbare gesamte Ausmaß der Zerstörung sichtbar.
Vorab zur Walze: Die Walze ist nicht gänzlich aus Stahl sondern hohl und kann mit Wasser befüllt werden. Zum Zeitpunkt des Tornados war sie nicht befüllt und somit "nur" einige hundert Kilo schwer. Wir testeten, ob ein Mensch alleine die Walze bewegen kann mit negativem Ergebnis.
Die Route des Tornados verlief ausgehend von Stettenhofen, über Gebenhofen nach Affing, wie man auf folgender Grafik sehen kann:
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1. Abschnitt: Entstehung und Schäden in Stettenhofen.
Route in Stettenhofen:
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Der Tornado dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit in dem Hain hinter dem Fussballplatz um ca. 22:15 (Uhrzeit von Augenzeuge) in Stettenkofen entstanden sein bzw. dort erstmals Bodenkontakt gehabt haben. Dafür spricht neben dem Schadensbild an dem Hain auch der Augenzeugenbericht eines Anwohners, der von mehreren toten Eichhörnchen nach dem Tornado auf dem Fußballplatz berichtete. Diese Tiere würden m. E. fliehen, wenn ein Tornado im Anmarsch ist. Wenn sich jedoch der Tornado über den Eichhörnchen bildet, haben diese auch wenig Chancen. Gerne darf diese These widerlegt werden.

Bilder:
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Nach dem Bodenkontakt zog der Tornado in Richtung Westen und schlug eine ca. 30 m breite Schneise in den Hain hinter dem Fußballplatz. Auf dem Fussballplatz angekommen gewann er an Fahrt und dürfte, entsprechend dem Schadensbild (bspw. herausgerissene und weggeschleuderte Spielerbänke, welche mit einem 60 cm tief eingelassenen Betonanker befestigt waren, Verschieben einer mehrere hundert Kilo schweren Rasenwalze in ein angrenzendes Feld, Herausreißen und Herumschleudern von Toren, Verbiegen von Metallgeländern), sich zu einem F2+ entwickelt haben.
Bilder:
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Von dort bewegte er sich weiter in Richtung Ortskern und steuerte die ersten Wohnhäuser an, an denen insbesondere auf der, dem Tornado zugewandten Nordseite erhebliche Schäden entstanden. So wurden unter anderem Dächer nahezu komplett einseitig abgedeckt, Dachstühle beschädigt und Dachziegel bohrten sich in Fassaden und einen Wohnwagen mehr als 10 cm tief. Auf seinem weiteren Weg erreichte der Tornado schließlich die Tankstelle am Rand dieses Sektors und richtete dort ebenfalls erhebliche Sachschäden an. Dort wurde auch das Dach teilweise abgedeckt und der Dachstuhl enorm beschädigt. Ein Dachfenster wurde sogar teilweise aus der Fassung gehoben und ein mehr als 30 kg schwerer Mülleimer flog lt. Augenzeugen hoch durch die Luft.
Bilder:
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Der Tornado passierte nun die Straße. Auf der anderen Straßenseite verbog er die Stahlstangen von Verkehrszeichen derartig, dass diese fast den Boden berührten. An mehreren Häusern riss er Antennen aus der Verankerung, verbog Sat-TV-Schüsseln komplett, deckte ein Dach samt Querverstrebung des Dachstuhls komplett ab.
Bilder:
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Auf seinem Weg weiter nach Osten traf er schließlich auf den Maibaum und brauch diesen ca. 1,50 m oberhalb der Halterung einfach ab. Der Stamm hatte an dieser Stelle eine Dicke von geschätzt mehr als 60 cm.
Bilder:
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Schließlich erreichte der Tornado die Gebäude der Jugendinitiative Langweid sowie einige Mehrparteienmietshäuser. Spätestens hier entwickelte er sich zu einem Tornado der Stärke F3. Er hob ein komplettes Dach samt Dachstuhl ab und schleuderte es ca. 100 m weit auf das angrenzende Feld. Außerdem riss er bei einem weiteren Wohnhaus die Rückwand heraus. Bei diesem und einem weiteren Gebäude wurden sogar massive Betonbrocken bzw. einbetonierte Ziegel (Gewicht: 10-15 kg) herausgerissen und weit in das angrenzende Feld getragen. Das Feld glich nach dem Tornado einer Trümmerwüste und war regelrecht übersät mit allen möglichen Gegenständen. Teils wurden diese bis zu 700-800 m in das Feld hineingetragen. Als nächstes fielen ihm zwei ca. 25-30 m hohe Bäume zum Opfer. Diese wurden entwurzelt, zum Teil die Rinde abgeschält und zerbrochen. Die Stämme hatten einen Durchmesser von geschätzt mehr als einem Meter. Zudem wickelte er ein Riesentrampolin, das aus der mehr als 400 m entfernten Siedlung stammen dürfte, regelrecht um einen der Bäume.
Bilder:
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2. Abschnitt: Überquerung des Flusses Lech, passieren von Anwalting und Ankunft in Gebenhofen
Folgende Karte visualisiert den weiteren Weg des Tornados nach Verlassen der Ortsgrenze von Stettenhofen:
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Nachdem der Tornado den Fluss Lech überquert hat bewegt er sich vorerst auf unbebautem Gebiet in Richtung Anwalting und/oder hinterlässt nur geringere Schäden, aber legt unverkennbare Spuren.
Bilder:
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Nachdem der Tornado Anwalting gestriffen und verhältnismäßig kleine Sachschäden angerichtet hat, erreicht er kurze Zeit später eine Kapelle, umrandet von einem Kiefernwald. Dort entfesselt er erneut seine Kraft und zerstört den Wald komplett. Es sei erwähnt, dass Kiefern normalerweise sehr elastisch sind und es besonders viel Gewalt braucht, um diese zu brechen oder abzureißen. Auch die Kapelle wird größtenteils zerstört. Der gemauerte kleine Turm wird heruntergerissen, das Dach komplett hinfort getragen und erhebliche Schäden am Gemäuer entstehen. Ein in der Nähe der Kapelle abgestellter Pferdeanhänger wird über 100 m weit auf eine angrenzende Koppel geschleudert.
Bilder:
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Nun steuert der Tornado der anscheinend noch einmal eine Stufe hinsichtlich Intensität zulegt direkt auf Gebenhofen zu. Dort angekommen richtet er unfassbare Verwüstung an, welche man kaum in Worte fassen kann. Neben enormen Gebäudeschäden, auch an der Bausubstanz selbst, heraus- und umgerissenen stahlverstärkten Betonzaunpfählen und dem Zerstören eines gemauerten Dachgiebels wurde sogar bei einem massiven Gebäude das komplette Dach und diverse Wände im Inneren komplett zerstört, so dass dieses Gebäude abgebrochen werden musste. Diese Argumente und Bilder sprechen m. E. sehr dafür, dass der Tornado ab hier durchaus an manchen Stellen F3+ erreicht hat.
Bilder:
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3. Abschnitt: Ankunft in Affing und Ende
Diese Karte zeigt die Route des Tornados durch Affing:
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Nachdem in Gebenhofen der Tornado extreme Schäden hinterlassen hat zieht er weiter nach Affing und erreicht den Ort um ca. 22:26 (Zeitpunkt als die Kirchenuhr stehen blieb). Dort wird unter anderem ein Opel Transporter auf das Dach gelegt. Außerdem wird ein Haus komplett zerstört, eine Wand wird komplett herausgerissen, die andere schwer beschädigt. In viele Häuser haben sich Gegenstände gebohrt oder haben gar teils diese sogar durchschlagen. Einige dieser Häuser sehen aus, als hätte man sie regelrecht mit Schrot beschossen. Ebenfalls wurden Laternenmasten aus Metall umgeknickt. Auch hier berichten uns mehrere Augenzeugen den Tornado miterlebt zu haben. Alle berichten einstimmig von anfänglichem Hagel und von einem Pfeifton, der immer höher wird und einem Surren. Dann hört der Hagel auf und plötzlich knallt und scheppert es nur noch was ca. nur 30 Sekunden dauert und dann herrscht wieder "Totenstille".
Bilder:
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Am östlichen Ende von Affing lassen die Schäden und deren Intensität sichtlich nach, bis kaum noch eine Schneise zu erkennen ist. Es liegt somit der Verdacht nahe, dass sich dort der Tornado aufgelöst hat und eventuell weiter östlich, bspw. in Aichach erneut aufgetreten ist.
Meinungen, Vorschläge und Kritik jederzeit gerne.

In den nächsten Tagen wird auch ein Bericht in Form eines .pdf's erscheinen.
Viele Grüße
Daniel und Johann (bester Fotograf für mich & Quelle der Fotos
