Eine heftige Tornadoserie suchte den Mittleren Westen der Vereinigten Staaten vom 13. Bis 15. April heim. Dabei war der 14. April mit bisher 153 gemeldeten Tornados (Großteil noch nicht verifiziert) der mit Abstand verheerendste Tag. Die Schäden durch die Wirbelstürme reichten von Oklahoma im Südwesten des Gebietes über das besonders betroffene Kansas und Nebraska bis nach Iowa im Nordosten. Weitere Schäden wurden auch durch schwere Orkanböen und extrem großen Hagel verursacht, sodass davon zusätzlich die Bundesstaaten Texas und Illinois betroffen waren.
Bisher sind 6 Todesopfer zu beklagen, die allesamt auf das Konto des EF3-Tornados in Woodward, Oklahoma gehen, der Teile der Stadt und eine Siedlung von Mobilhäusern zerstörte. Diese bieten bekanntermaßen kaum Schutz vor Tornados, die Orkanstärke übersteigen. Offenbar kam in Woodward jedoch noch der verheerende Umstand hinzu, dass durch einen Blitzeinschlag das örtliche Warnsirenensystem ausgefallen ist, weshalb der Sturm für viele überraschend hereinbrach.
Der bisher stärkste Tornado des Tages (EF4) ereignete sich südwestlich von Salina, Kansas (Saline County).
Ein weiterer starker Tornado (EF3) traf nach ersten Berichten den Großraum Wichita, Kansas, wo er massive Schäden an der McConnell Air Force Base anrichtete. Obwohl die Region sehr dicht besiedelt ist, gibt es bislang jedoch glücklicherweise keine Opfer zu beklagen.
Bisher ist von mindestens vier weiteren EF3-Tornados auszugehen, allesamt in Kansas.
Darunter ein bis zu 1,6km breiter Tornado nahe Greensburg (die Stadt wurde 2007 von einem EF5-Tornado zu 95% vernichtet) mit einer Zugbahn von 61km, und einem bis über 2km breiten Tornado nahe Macksville mit einer rund 68km langen Zugbahn, der längsten bisher bekannten während des gesamten Ausbruchs.

Unwettermeldungen vom 14.04.2012; Quelle: SPC
Vom 13. April sind bislang nur zwei Tornados bekannt, einer in Oklahoma und einer in Kalifornien, die jedoch nur leichte Schäden hinterließen.
Die Tornados des 15. April werden ebenfalls noch ausgewertet. Bisher gibt es insgesamt 16 Meldungen aus Texas, Oklahoma, Arkansas, Nebraska, South Dakota und Minnesota.
Vom 16. April liegen bisher 3 Meldungen aus Texas vor.
Bisher wurden vom gesamten Outbreak 153 Tornados gemeldet, davon 122 bestätigt.
Wetterlage:
Ein starkes Tiefdruckgebiet wanderte ostwärts in das Gebiet der Great Plains. Auf seiner Vorderseite wurden feuchtwarme Luftmassen aus dem Golf von Mexiko nach Norden geführt. Durch die relativ hohe Windgeschwindigkeit war die im Lee der Rocky Mountains entstandene Trockenlinie (Dryline) besonders intensiv. Durch die zusätzlich hohe Windscherung waren optimale Bedingungen für organisierte Gewitter gegeben, insbesondere Superzellen. Diese Wetterlage wurde schon relativ früh vom Storm Prediction Center (SPC) erkannt bzw. vorausberechnet. Daher wurde die betroffene Region schon zwei Tage vorher zum High-Risk-Gebiet* erklärt. So etwas gab es erst einmal in der Geschichte des SPC, nämlich für den 06.04.2006.
Später kam noch ein zweites High-Risk-Gebiet über Nebraska hinzu, das im Laufe des 14.04. mit dem anderen zu einem großen verschmolzen wurde, das nun eine Fläche von der Hälfte Deutschlands hatte. Man erwartete einen großen Tornado-Outbreak, mit schweren Sturmböen und Hagel.
Über den Nachmittag und frühen Abend zogen dann tatsächlich mehrere Superzellen parallel über die Great Plains, die sich bis zum Morgen des 15.04. zu einer schwächeren Gewitterlinie entwikelten.
Im Norden blieb für den 15.04. noch ein Moderate-Risk-Gebiet erhalten, in dem dann noch einzelne Unwetter auftraten.

Entwicklung der Risk-Gebiete im Laufe der Tage mit anschließenden tatsächlichen Meldungen; Quelle: SPC, wikipedia.org
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*Erklärung der Risk-Gebiete:
Das Storm Prediction Center (Sturm-Vorhersage-Zentrum) mit Sitz in Norman, Oklahoma erstellt die Vorhersagen für die mit bestimmten Wetterlagen einhergehenden Gefahren. Es gibt sowohl die einzelnen Wetterwarnungen und Hinweise (Sturm, Gewitter, Tornado, Hurricane, Waldbrand, Schnee etc.) als auch die Einteilung betroffener Regionen in Risikogebiete für konvektive Ereignisse heraus. Diese lauten wie folgt:
Slight Risk (geringes Risiko): Unwetter treten vereinzelt auf. Vereinzelt schwere Unwetter jedoch nicht weiträumig. Während der Tornadosaison im Frühjahr gibt es an den meisten Tagen irgendwo ein Slight-Risk-Gebiet.
Moderate Risk (mäßiges Risiko): Unwetter treten verbreitet auf. Schwere Unwetter sind häufig. Tornado-Outbreaks können auftreten.
High Risk (hohes Risiko): Schwere Unwetter treten weit verbreitet auf. Fast im gesamten Gebiet muss mit Extremereignissen gerechnet werden (Orkanböen, Hagel, Tornados). Tornado-Outbreaks sind wahrscheinlich.
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(letzte Aktualisierung: 30.04.2012; 21:30)