nun komme ich dazu euch die Unwetterlage vom 12.7.11 zu präsentieren.
Vorab es war bisher mein bestes Chasing und der heftigste Unwettertag den ich je erlebt habe. Es waren gleich zwei Unwetter in ca 2 Stunden.
Aber von Anfang an. Ich hatte den ganzen Tag schon ein gutes Gefühl, das da einige geht. Der Schwarzwald ist bei solchen Lagen der Zünder. Dann ziehen die Zellen (öfters auch Superzellen) in den Stuttgarter Kessel und toben sich dort im wahrsten Sinne aus. Das obere Bottwartal (mein zuhause) liegt ca 20-30 km nördlich von Stuttgart am Fuße des Schwäbischen Waldes. Meistens ziehen die heftigen Zellen eher weiter oder manchmal auch knapp südlicher vorbei, dieses mal nicht.
So als ich gegen 17:30 Feierabend machte, sah ich schon gen Westen einen Cb (da wusste ich nicht das das Teil uns bald richtig beschäftigen wird). Daheim angekommen gleich Radarcheck, die Zelle hatte bei Pforzheim ausgelöst, schon einen starken Niederschlagskern, aber jetzt nichts unauffälliges. er waberte so vor sich rum, eher nach NO Richtung Heilbronn. DWD hatte schon Unwetterwarnungen für die Lkr Heilbronn und Ludwigsburg draußen. Ich schaute aus dem Fenster uns sah schon eine Versorgungslinie im südlichen bereich der Zelle. Also beschloss ich die Zelle anzufahren.
Dass es dann einen Stormsplit gab und das Teil fast im 90° Winkel nach rechts genau in meine Region abdrehte wusste ich zu dem zeitpunkt nicht, war schon im auto unterwegs.
Wollte eigentlich viel weiter fahren weil ich dachte es zieht nach Heilbronn hoch, merkte aber das es doch so nah war, dass ich nur im 8km entfernt Ort Beilstein halt machte.
Um 18:44 Uhr das erste Bild Blickrichtung West:

Man sieht sehr schön den Aufwind, Niederschlag war noch nicht viel vorhanden.

Rotation der Zelle war ganz gut zu sehen. Sie kam immer näher, der Niederschlagskern wurde schnell größer und kräftiger, die Blitzrate stieg immer weiter an...


Um 18:51 war sie schon deutlich näher gekommen, der Wind legte weiter zu, er bließ in die Zelle rein. Man spürte die Kraft die dahintersteckt.

Dann wurde es mir zu heiß, packte schnell meine Sachen und verschwand. Denn man muss ja mit heftigen Wettererscheinungen in kürzester zeit rechnen. Ich Wollte weiter am Aufwind dranbleiben und fuhr weiter nach Südosten. Da jede Ampel Rot war, der verkehr seeehr langsam und der Aufwind schon direkt über mir beschloss ich mein Auto und mich in Sicherheit zu bringen. Ich stelle das Auto aus Angst vor großem Hagel unter einem Metalldach eines Supermarktes ab.
Um 19:13 Uhr dieses Bild. es war sehr dunkel, der Aufwind direkt über mir, erste Sturmböen und die einschläge vereinzelter Hagelkörner...Es war richtig dynamik drin, es brodelte richtig unter der Wallcloud

Ab den Standort war es aber relativ harmlos, Der hagel war relativ klein ich schätze 1,5cm, einzelne Sturmböen etwas Starkregen. Hier beim Abzug der Zelle, links der Niederschlagskern nur ein paar hundert meter entfernt.

Hier ein hochaufgelöstes Radarbild von 19:10 Uhr.

Die Region liegt zwischen Heilbronn und Steinheim, genau im Kern. 60-65 dbZ sind ordentlich! In Beilstein fiel extrem viel Regen und größerer Hagel. Bin später zurpck gefahren habe auf die schnell ein paar bilder gemacht. Die schäden und entlaubte bäume kommen nicht so gut rüber konnte nicht an die heftigsten stellen hin weil schon Feuerwehr und co vor ort war.


Hagel mit 3cm Durchmesser, hatte leider kein lineal dabei aber kommt gut hin. Kann gut sein bzw ist warhscheinlich dass vereinzelt noch größere Runterkamen.




Teils mussten Winterfahrzeuge die hagelmassen zu seite räumen. Viel Zeit blieb ohnehin nicht denn es gab gleich im Anschluss eine massive auslöse einzelner Zellen die mehr oder minder parallel waren und sich zu einer Linie zusammenschlossen und sich weiter verstärkten:



Eile war geboten, man spürte wieder der Wind wehte in die Zellen hinein und wurde rasch stärker, Blitzrate wieder stark am steigen. Dieses mal fuhr ich zur Burg Lichtenberg hoch, dort hat man einen guten Blick ins Tal. Als ich ankam war die Linie schon fast da, Fast Dauergeflacker, sehr hohe Blitzrate. Für Stativ aufbauen blieb keine zeit daher freihandaufnahmen, leider litt dadurch die Qualität...





Dann rasch wieder ins auto und genießen. Es wurde schlagartig stürmisch, das auto wackelte mit jeder Böe, heftiger Starkregen setzte ein, zwischendruch wieder mit Hagel. Die Wassermassen stürzten sich ins Tal

paradoxer weise am Ende kam die Sonne raus, sogar ein Regenbogen war kurz zu sehen. Überflutungen mit Schlamm an einigen Stellen.



Bilanz: an Meiner Wetterstation fielen währen der zwei Unwetter 54,3mm Regen in ca 2 Stunden. Hier ebenfalls viel Hagel, aber kleinere Körner so 1,5cm, trotzdem viele Blätter runtergehauen, umgestürzte Bäume, Obst zerfetzt.
Schlimmer in Beilstein und Nachbargemeinde Ilsfeld, dort Schäden durch Hagel, vollgelaufene Keller, Schlammmassen aufd er Hauptstraße wohl ein kleiner Erdrutsch. Die teils Frostgeplagten Weinbauern haben durch den Hagel nun fast Totalausfall, auch Äpfel und Birnen wurden teils durchlöchhert oder zerfetzt. In Beilstein wurden 75mm Niederschlag während der Unwetter gemessen.
Zum Abschluss ein video aus Beilstein währen des Hagelunwetters was die ganze mächtigkeit der Superzelle gut zum Ausdruck bringt:
http://www.youtube.com/watch?v=NnryVfpi ... re=related
In jedem Fall ein außergewöhnlicher Tag.
Ich hoffe mein Bericht gefällt soweit, reichlich Kommentare oder auch sachliche Kritik wenn ich etwas falsch eingeschätzt habe etc. sind erwünscht.
Gruß Chris